Der Trabant 601 feiert am 1. Juni 2024 seinen 60. Geburtstag
Vorgestellt wurde der neue Trabant erstmals auf der Leipziger Frühjahrsmesse im März 1964. Der VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau präsentierte dem staunenden Publikum am Messestand mehrere Vorserien-Fahrzeuge des neuen Modells 601. Optisch war der neue Kleinwagen ein völlig neues Fahrzeug, das nur sehr wenig von der Gestaltung seines Vorgängers Trabant 600 übernommen hatte. Technisch blieb es jedoch vorläufig beim Alten – der neue 601 war ein weiterentwickelter „Sechshunderter“, genauer gesagt ein weiterentwickelter P60, weswegen er werksintern P60/1 getauft wurde, woraus schließlich die 601 entstand.
Auch der neue 601 basierte auf der Bodengruppe des alten Trabant P50 und sollte lediglich eine Übergangslösung bis Ende der sechziger Jahre werden. Für 1969/70 war der Produktionsbeginn der kompletten Neukonstruktion namens Trabant 603 geplant – eines modernen Vollheckfahrzeugs, welches das Konzept des VW Golf und anderer Fahrzeuge seiner Klasse einige Jahre vorweggenommen hätte. Leider kam es zu diesem Serienbeginn nie und der 601 wurde zur Dauerlösung.
Die neue Gestaltung des Typs 601 ließ den Wagen größer wirken. Im Vergleich zum Trabant P50 und P60 gab es mehr Fensterfläche, daher bessere Rundumsicht, mehr Kopffreiheit auf dem Rücksitz, einen größeren Kofferraum und besseren Zugang zum Motorraum. Das erste Versuchsmuster in der bekannten Doppeltrapez-Gestaltung des späteren 601 wurde bereits im zweiten Halbjahr 1960 fertiggestelllt und danach erprobt.
Trabant 601 Funktionsmuster, Fertigungsmuster, Nullserie
Nach dem ersten wurden weitere Funktionsmuster realisiert und bis 1962/63 gründlichst erprobt. Dann folgte die Produktion von zwei Fertigungsmustern. Eins davon wurde als Fotomotiv verwendet, um die ersten Werbeprospekte für den neuen Trabant 601 zu drucken.
Da die Vorstellung des neuen Fahrzeuges auf der Leipziger Messe noch vor Beginn der Serienproduktion erfolgen sollte, brauchte man natürlich Werbematerial und konnte mit den Fotos nicht bis zum Serienstart warten. Im zweiten Halbjahr 1963 begann die Produktion von insgesamt 110 Nullserienfahrzeugen, die in der laufenden Produktion des Trabant 600 montiert wurden. Diese Fahrzeuge wurden zum großen Teil an Angehörige des Herstellerwerkes verkauft, die dem Betrieb gegenüber berichtspflichtig waren und über alle Vorkommnisse mit ihrem neuen Wagen minutiöse Aufzeichnung anfertigen mußten, um die spätere Serienfertigung vorzubereiten. Aus der Nullserie haben einige Fahrzeuge die Jahrzehnte überdauert. Eins davon zeigen wir hier, dessen Besitzer sich das Funktionsmuster auf dem Prospekt bei der Restaurierung zum Vorbild genommen hat. Eine pastellblaue Nullserienlimousine aus dem Jahr 1964.
Beginn der Serienproduktion des Trabant 601 am 1. Juni 1964
Am 1. Juni des Jahres 1964 war es soweit: Der Trabant 601 wurde in die Serienproduktion übernommen, sein Vorgänger Trabant 600 (P60) verabschiedete sich vom Zwickauer Montageband. Niemand ahnte, daß dieser neue Wagen für sagenhafte 26 Jahre in der Produktion bleiben sollte. Arbeiter und Ingenieure hatten ganz andere Pläne – verwirklicht werden konnten sie leider nicht. Das Provisorium, die Übergangslösung wurde zum Dauerzustand. Und während der Trabant 601 bei seiner Vorstellung durchaus noch mit dem Weltniveau Schritt halten konnte, verlor er spätestens ab 1970 von Jahr zu Jahr mehr den Anschluß an den technischen Weltstand. Doch das ist eine ganz andere Geschichte.
Übrigens – bis auch die Kombiversion „601 Universal“ in die Serie gehen konnte, verging noch mehr als ein Jahr. Erst im September 1965 begann im VEB Karosseriewerk Meerane die Produktion des neuen 601ers als Kombi. Bis dahin fertigte man den 601 als Limousine und den P60 Kombi parallel.
Im Straßenbild der DDR war der neue Trabant 601 vorerst noch eine Seltenheit, doch mit steigenden Produktionsstückzahlen bevölkerten immer mehr 601er die Straßen und Plätze der kleinen Republik bis er schließlich 20 Jahre später mehr als die Hälfte aller PKW in der DDR ausmachte. Bis heute hält sich das Gerücht, in der DDR habe es nur „Trabi und Wartburg“ gegeben – was natürlich angesichts der vielen Import-PKW völlig an der Wirklichkeit vorbeigeht. Aber der Trabant stellte die absolute Mehrheit auf den Straßen und brannte sich tief ins kollektive Gedächtnis ein. Viele liebten ihn, manche lehnten ihn ab – aber eins muß man ihm lassen: Er motorisierte die gesamte DDR und große Teile der RGW-Staaten. Viele Trabant 601 gingen nach Ungarn, Bulgarien, Polen und die CSSR. Und auch im westlichen Ausland ließ er sich zumindest am Anfang recht gut absetzen. Klein, wendig, robust und anspruchslos wie er war, wußten ihn besonders die Skandinavier zu schätzen.
Das Jubiläum am 1. Juni 2024
Am 1. Juni 2024 jährt sich der Beginn der Serienproduktion des Modells 601 zum sechzigsten Male. Aus diesem Anlaß findet in Zwickau eine Veranstaltung namens „Frühschicht“ statt, die vom August-Horch-Museum veranstaltet wird. Beginn ist morgens pünktlich um 6.01 Uhr.
Weitere Informationen zur Veranstaltung gibt es unter horch-museum.de
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